A. Jeder der weitergeht … (2Joh 9)


Denn viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen, die nicht Jesus Christus, im Fleisch gekommen, bekennen; dies ist der Verführer und der Antichrist. 8 Seht auf euch selbst, damit ihr nicht verliert, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangt! 9 Jeder, der weitergeht[1] und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, der hat sowohl den Vater als auch den Sohn. 10 Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und grüßt ihn nicht! 11 Denn wer ihn grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken. (2Joh 7-11)

Artikel als pdfJeder der weitergeht
Kürzlich im Hauskreis stieß ich auf diese mir sehr bekannte Passage. Und trotz meiner Sozialisation bei den ‚Exklusiven‘[2] ist mir eine Sache neu aufgegangen. Es gibt eine Wendung in 2Joh 9, die bzgl. der Identität Jesu als der ‚fleischgewordene‘ Sohn Gottes (2Joh 7), von einem ‚weitergehen‘ spricht, dass kritisiert wird:

  • Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht

Während ‚Weitergehen‘ im Allgemeinen positiv gefüllt ist[3], ist das ‚Weitergehen‘ hier offensichtlich negativ gemeint: wer ‚weitergeht‘ ist so progressiv, dass er nicht in der Lehre des Christus ‚bleibt‘. Die ‚Lehre des Christus‘ ist ein terminus technicus, der die Identität der Person Jesu betrifft. In dieser apostolischen Lehre muss man bleiben, um Gott ‚zu haben‘ (und um ‚orthodox‘ zu sein), wer hingegen weitergeht ‚hat Gott nicht‘ …

‚Weitergehen‘ bedeutet hier, über die zulässigen Grenzen hinwegzugehen. Darin besteht die Vorgehensweise von Sekten: Sie behaupten, neues Licht zu haben, und verbreiten Lehren, die Gott in seinem Wort nicht offenbart hat. Sie bleiben nicht in den Grenzen der christlichen Offenbarung (…) [4]

Der Begriff ‚Weitergehen‘ definiert eine theologische Grenze:

Mir scheint, dass man sich in den zentralen Lehren des Christentums im Gehorsam gegen die Schrift intellektuell bewusst beschränken sollte! Auch wenn die Lehre der Schrift nicht ‚unlogisch‘ ist, darf man nicht (in vermeintlicher Freiheit) ‚weiterglauben‘ wie man lustig ist.

Vielmehr gilt es „für den ein für alle Mal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen“ (Judas 3 b) und die von den Aposteln definierten Grenzen zu wahren!

Es gibt eine notwendige Selbstbeschränkung und Unterordnung für Theologen!

 

B. Theologische Selbstbeschränkung


Bei folgenden Themen sollte sich ‚bibeltreue Theologie‘ eine intellektuelle Selbstbeschränkung auferlegen:

  • das Wesen Gottes (ein Gott, geoffenbart in drei Personen)
  • die Person Christi (ganz Gott & ganz Mensch in einer Person)
  • die Gestalt der Heiligen Schrift (Gottes Wort & Menschen Wort)
  • der Kern des Evangeliums (göttliche Souveränität & menschliche Verantwortung)

Wer hier zu letzten logischen Schlüssen drängt, wird immer die eine oder die andere Seite betonen, und somit die Wahrheit verlieren, die nicht in der unentschiedenen Mitte, sondern in der Betonung der beiden – scheinbar gegensätzlichen – Pole liegt! [5]

Gottes Handeln in der Heilsgeschichte ist durchaus progressiv (vgl. die Dynamik in Apg 7). Aber innerhalb der biblischen Offenbarung sind ‚Grenzen‘ eine heilsame Erfahrung. Die Grenzen werden in den o.g. vier Themen dabei nicht durch den Versuch eine ‚harte‘ Grenze zu beschreiben, sondern in der Betonung der ‚gegensätzlichen‘ Schwerpunkte definiert.

  • nicht die ‚Mitte‘ (in Konzentration auf eine Seite der Wahrheit),
  • sondern die ‚Gegensätze‘ werden betont

Johannes bemüht sich z.B. zwei gegenläufige Irrlehren zur Person Christi zu korrigieren; die ‚Lehre des Christus‘ betont sowohl die Gottessohnschaft, als auch seine Menschwerdung:

  • Jesus ist der ewige Sohn Gottes (1Joh 5,5)
  • Jesus ist wirklich Mensch geworden (1Joh 4,2; 2Joh 7)

 

Jesus ist ‚wahrer Gott‘ (100%)
Die Inkarnation (‚Fleischwerdung‘) Gottes bezieht sich immer auf die 2. Person des (drei-) einigen Gottes. Gerade der Apostel Johannes betont, dass der, welcher Mensch wurde schon präexistent war und ‚Fleisch wurde‘, dass er der ‚ewige Sohn‘ ist:

  • Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. 2 Dieses war im Anfang bei Gott. 3 Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist. (…) 14 Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, (…). (Joh 1,1-2.14 a) [6]
  • Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden aus Jerusalem Priester und Leviten zu ihm sandten, damit sie ihn fragen sollten: Wer bist du? 20 Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht der Christus. (…) 23 Er sprach: Ich bin die «Stimme eines Rufenden in der Wüste: Macht gerade den Weg des Herrn», wie Jesaja, der Prophet, gesagt hat (Joh 1,19-23)[7]
  • Am folgenden Tag sieht er Jesus zu sich kommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt! 30 Dieser ist es, von dem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir ist, denn er war eher als ich. (…) 34 Und ich habe gesehen und habe bezeugt, dass dieser der Sohn Gottes ist. (Joh 1,29-34)
  • Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke. 18 Darum nun suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat aufhob, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte und sich so selbst Gott gleich machte. (…) 21. Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will. 22 Denn der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben, 23 damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat. (…) 26 Denn wie der Vater Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, Leben zu haben in sich selbst (Joh 5,17 ff)
  • Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen? 58 Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich. 59 Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen. Jesus aber verbarg sich und ging aus dem Tempel hinaus. (Joh 8,57-59)
  • Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; 28 und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. 29 Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben. 30 Ich und der Vater sind eins. 31 Da hoben die Juden wieder Steine auf, dass sie ihn steinigten. (Joh 10,27-31)
  • Obwohl er aber so viele Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn, 38 damit das Wort des Propheten Jesaja erfüllt würde, das er sprach: “Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm des Herrn offenbart worden?” 39 Darum konnten sie nicht glauben, weil Jesaja wieder gesagt hat: 40 “Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verstockt, dass sie nicht mit den Augen sehen und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie heile.” (Joh 12,37-40) [8]
  • Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen; und von jetzt an erkennt ihr ihn und habt ihn gesehen. 8 Philippus spricht zu ihm: Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns. 9 Jesus spricht zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Und wie sagst du: Zeige uns den Vater? 10 Glaubst du nicht, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist? (Joh 14,7-10)
  • Dann spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28 Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! (Joh 20,27-28)
  • Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor den Jüngern getan, die nicht in diesem Buch geschrieben sind. 31 Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen. (Joh 20,30-31)
  • Wer aber ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist? (1Joh 5,5)
  • (…) und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben. (1Joh 5,20 b)

 

Jesus ist ‚wahrer Mensch‘ (100%)
Genauso bekämpft Johannes die gegenläufige Auffassung, dass Jesus nicht wirklich Mensch wurde, sondern nur ‚so aussah‘, wie ein Mensch (Doketismus[9])

  • Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (Joh 1,14)
  • Hieran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der Jesus Christus, im Fleisch gekommen, bekennt, ist aus Gott; 3 und jeder Geist, der nicht Jesus bekennt, ist nicht aus Gott; und dies ist der Geist des Antichrists, von dem ihr gehört habt, dass er komme, und jetzt ist er schon in der Welt. (1Joh 4,2-3)
  • Denn viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen, die nicht Jesus Christus, im Fleisch gekommen, bekennen; dies ist der Verführer und der Antichrist (2Joh 7)

 

Summe: Jesus ist nicht zu 50% Gott und zu 50% Mensch, sondern in IHM wurde Gott (der Sohn) Mensch. Jesus ist ‚wahrer Gott‘ und ‚wahrer Mensch‘! Natürlich darf und muss man darüber nachdenken, studieren, forschen; noch mehr aber soll man zur Anbetung kommen:

Tief neigt der Himmel sich zu Armen:
Emmanuel wollt sich uns nah‘n
Gott wurde Mensch, o welch Erbarmen!
Du, sein Volk, bete staunend an!

Dr. Henri Rossier (1835-1928)
dt. Nanette Neukom (1902-1979)
– Glaubenslieder 1 (Nr. 525) –

Theologie hat auch in den Fragen des Gottessohnes dienende Funktion! IHN zu erkennen


C. Anhang: Strong # G4254 – προάγω – proago

Das Wort proago kommt nur 20x im NT vor, davon 16x in den Evgl und der Apg, meistens in einem natürlichen Gebrauch von ‚Vorausgehen‘. In den Lehrbriefen kommt es nur in 1Tim (2x) und Hebr / 2Joh vor (je 1x).

20 Vorkommen in 20 Bibelversen

  • [Mt 2,9] Sie aber zogen hin, als sie den König gehört hatten. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er kam und oben über dem Ort stehen blieb, wo das Kind war.
  • [Mt 14,22] Und sogleich nötigte er die Jünger, in das Schiff zu steigen und ihm an das jenseitige Ufer vorauszufahren, bis er die Volksmengen entlassen habe.
  • [Mt 21,9] Die Volksmengen aber, die vor ihm hergingen und die nachfolgten, riefen und sagten: Hosanna dem Sohn Davids! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!
  • [Mt 21,31] Wer von den beiden hat den Willen des Vaters getan? Sie sagen: Der Erste. Jesus spricht zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, dass die Zöllner und die Huren euch vorangehen in das Reich Gottes.
  • [Mt 26,32] Nach meiner Auferweckung aber werde ich euch vorausgehen nach Galiläa.
  • [Mt 28,7] und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, dass er von den Toten auferstanden ist; und siehe, er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.
  • [Mk 6,45] Und sogleich nötigte er seine Jünger, in das Schiff zu steigen und an das jenseitige Ufer nach Bethsaida vorauszufahren, während er die Volksmenge entlässt.
  • [Mk 10,32] Sie waren aber auf dem Weg hinauf nach Jerusalem, und Jesus ging vor ihnen her; und sie entsetzten sich, und während sie nachfolgten, fürchteten sie sich. Und er nahm wiederum die Zwölf zu sich und fing an, ihnen zu sagen, was ihm widerfahren sollte:
  • [Mk 11,9] und die Vorangehenden und die Nachfolgenden riefen: Hosanna! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!
  • [Mk 14,28] Aber nach meiner Auferweckung werde ich euch vorausgehen nach Galiläa.
  • [Mk 16,7] Aber geht hin, sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er euch vorausgeht nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.
  • [Lk 18,39] Und die Vorangehenden fuhren ihn an, dass er schweigen solle; er aber schrie umso mehr: Sohn Davids, erbarme dich meiner!
  • [Apg 12,6] Als aber Herodes ihn vorführen wollte, schlief Petrus in jener Nacht zwischen zwei Soldaten, gefesselt mit zwei Ketten, und Wächter vor der Tür bewachten das Gefängnis.
  • [Apg 16,30] Und er führte sie heraus und sprach: Ihr Herren, was muss ich tun, um errettet zu werden?
  • [Apg 17,5] Die Juden aber wurden eifersüchtig und nahmen einige böse Männer vom Gassenpöbel zu sich, machten einen Volksauflauf und brachten die Stadt in Aufruhr; und sie traten vor das Haus Jasons und suchten sie vor das Volk zu führen.
  • [Apg 25,26] über den ich dem Herrn nichts Gewisses zu schreiben habe. Deshalb habe ich ihn vor euch geführt, und besonders vor dich, König Agrippa, damit ich, wenn die Untersuchung geschehen ist, etwas zu schreiben habe.
  • [1. Tim 1,18] Dieses Gebot vertraue ich dir an, mein Kind Timotheus, gemäß den vorher über dich ergangenen Weissagungen, damit du durch diese den guten Kampf kämpfst,
  • [1. Tim 5,24] Von einigen Menschen sind die Sünden vorher offenbar und gehen voraus zum Gericht, einigen aber folgen sie auch nach.
  • [Heb 7,18] Denn da ist eine Abschaffung des vorhergehenden Gebots seiner Schwachheit und Nutzlosigkeit wegen
  • [2. Joh 9] Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, dieser hat sowohl den Vater als auch den Sohn.

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D. Fußnoten

[1] 2Joh 9: TR und Mehrheitstext lesen hier ‚übertreten‘ (parabainōn) statt ‚weitergehen‘ (proagōn, NA)

[2] Die von Dritten so genannten ‚exklusiven Brüdergemeinden‘, leben in einer sehr starken Absonderung von anderen christlichen Gruppen und beschäftigen sich, bzw. stritten (in der Vergangenheit) viel über ‚Irrlehren‘; vgl. https://www.bruederbewegung.de/gruppen/geschlossen.html

[3] Die Synonyme sind „nicht aufhalten, nicht stehenbleiben, seinen Weg fortsetzen“; vgl. https://www.openthesaurus.de/synonyme/weitergehen

[4] William MacDonald, „Kommentar zum Neuen Testament“ (Bielefeld: CLV, 20136), Seite 1412

[5] vgl. Uwe Brinkmann, „Eine Skizze zu den ‚Fünf Punkten des Calvinismus‘“ (2015; Seite 4, vgl.: http://www.brink4u.com/wp-content/uploads/2015/01/20170509_five-points1.pdf)

[6] vgl. neben Joh 1 auch Kol 1 und Hebr 1

[7] vgl. Jes 40,3 ff: „Stimme eines Rufenden: In der Wüste bahnet den Weg Jahwes; ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott! 4 Jedes Tal soll erhöht und jeder Berg und Hügel erniedrigt werden; und das Höckerige soll zur Ebene werden, und das Hügelige zur Niederung! 5 und die Herrlichkeit Jahwes wird sich offenbaren, und alles Fleisch miteinander wird sie sehen; denn der Mund Jahwes hat geredet.“ – Johannes setzt Jesus mit dem HERRn des AT gleich (Jahwe); vgl. Joh 12,38.40

[8] Johannes setzt Jesus hier mit dem Jahwe des AT gleich; der ‚HERR‘ hat bei Jesaja Gericht geübt, Johannes setzt dies mit dem Wirken Jesu gleich …; vgl. Joh 1,23

[9] Der Doketismus war eine „[frühchristliche] Sektenlehre, die Christus nur einen Scheinleib zuschreibt und seinen persönlichen Kreuzestod leugnet“ (https://www.duden.de/rechtschreibung/Doketismus); sie ist tendenziell eher in hyperfrommen Kreisen zu finden, die die ‚Gottheit Jesu‘ verteidigen, bzw. ‚schützen‘ wollen.

Der Verfasser erlebte in seiner Jugend eine solche fromme Missinterpretation in einer öffentlichen Predigt:

ausgehend von Lukas 3,34 („Und er selbst, Jesus, war ungefähr dreißig Jahre alt, als er auftrat, und war, wie man meinte, ein Sohn des Josef, …“) wollte der Prediger darlegen, dass Jesus nicht wirklich Mensch war, sondern nur so ‚aussah‘ (‚man meinte‘ fälschlicherweise (!) er sei ein Sohn Josephs). Schließlich seien wir (Sünder) Menschen im Vollsinn des Wortes; ER hingegen sei ohne Sünde gewesen, also kein ‚wahrer Mensch‘ …

vgl. mit Röm 8,3 „in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde“ und Phil 2,5-8!