Aus dem Theoblog von Ron Kubsch: Braucht Gott dich?

Mir wird immer klarer, dass sich die erbauliche Literatur teilweise in kecker Weise von der Heiligen Schrift ablöst. Das, was in der Bibel steht, scheint langweilig zu sein. Also wenden sich einige Autoren anderen Quellen zu. Aber das Wasser, das sie dort schöpfen, ist angegammelt. „Mich haben sie verlassen, die Quelle lebendigen Wassers, um sich dann Brunnen auszuhauen, rissige Brunnen, die das Wasser nicht halten“, sagt Gott schon in Jeremia 2,13.

Kürzlich habe ich in einem Buch, das weite Verbreitung gefunden hat, folgenden „geistlichen Impuls“ gefunden:

Vor einigen Jahren habe ich bei George MacDonald einen erstaunlichen Gedanken gelesen. Vermutlich haben Sie schon mal gehört, dass in jedem menschlichen Herzen ein Leerraum ist, den nur Gott ausfüllen kann. (Wir haben weiß Gott schon alles Mögliche versucht, dieses Loch zu stopfen, ohne Erfolg). Aber nun behauptete der alte Dichter, dass es auch in Gottes Herz einen Raum gibt, den nur wir ausfüllen können. „Folglich gibt es auch in Gott selbst eine Kammer, zu der niemand sonst Zutritt hat, außer dem Einzelnen.“ Außer Ihnen. Dazu sind Sie geschaffen: einen Platz im Herzen Gottes einzunehmen, den sonst nichts und niemand ausfüllen kann. Unglaublich. Gott verzehrt sich nach Ihnen.

Was passt da nicht? Nun, im Gegensatz zu uns Menschen, die abhängige Wesen sind, ist Gott vollkommen und bedingungslos frei. Wir Menschen vergehen ohne Gott, dem Erhalter des Lebens. Gott ist anders. Er braucht uns Menschen nicht.

In der Gotteslehre spricht man von der „Aseität“ Gottes. Vom Wesen Gottes ist alles auszuschließen, was nicht sein Sein selbst ist. Gott ist die Fülle des Seins, in ihm gibt es, anders als bei uns, keine Seinsunvollkommenheit. Gott braucht nichts.

Das obige Zitat suggeriert hingegen, Gott brauche uns Menschen, um Gott zu sein. Es mag erhebend sein, zu lesen, dass Gott mich braucht, dass ich derjenige bin, der das „Loch in Gott stopft“, also Gott vollständig macht. Aber das ist Wahnwitz. Gott empfängt sein Sein nicht von uns Menschen. Gott ist der, der er ist (vgl. 2Mose 3,14).

Gott braucht dicht nicht. – Du brauchst Gott!