Kürzlich fand ich diesen frechen, gar nicht fromm daher kommenden, Blog: http://undderschuhpasstdoch.de. Hier der gut gemachte Artikel “Wenn der Alltag die Liebe zerstört”….
26. August 2015
Letzte Woche Donnerstag nachmittag war ich beim HNO. Seid wir vor einem Monat in Australien waren, hab ich leichten Druck auf dem linken Ohr. Es fühlt sich an, wie nach dem Schwimmen. Wie wenn du versuchst, das Wassser aus dem Ohr zu bekommen, aber es einfach nicht aufploppt. Alle Checks ergaben, dass meine beiden Ohren noch tadellos funktionieren. Der Druck ist immer noch da. Manchmal leichter, machmal stärker. Ich soll jetzt zum Zahnarzt und meinen Kiefer untersuchen lassen. Vielleicht liegt es daran. Aber vielleicht auch am Stress der letzen Monate.
Und dann traf ich dort dieses Paar. Ein altes Ehepaar. Bestimmt haben sie ihre goldene Hochzeit schon vor ein paar Jahren gefeiert. Ich musste sie einfach anstarren. Jedes Wort, das sie sich zuhauchten, war einfach nur bezaubernd surreal. Mit „Guten Tag die Herrschaften“ verabschiedeten sie sich und verließen ineinander eingehakt die Praxis.
Mutter sein, Teilzeitjob und Ehefrau sein ist anstrengend. Hinzu kommen Freundschaften, die man aufrecht erhalten möchte, Hobbies, wenn diese nicht bereits ausgestorben sind, und in meinem Fall auch noch dieser Blog. Alles liegt mir am Herzen. Ich liebe meinen Mann, ich liebe meine Tochter und ich liebe es, zu arbeiten. Ich treffe mich unglaublich gerne mit Freunden auf einen Kaffee und wenn ich nicht absolut erschöpft abends auf die Couch plumpse und eine Folge Bones, Lies, Dr. House und Co. anschaue, dann lese ich auch gerne mal wieder ein Buch, zwei Seiten bis meine Augen von selbst zufallen. Letzteres kommt immer seltener vor.
So sieht mein Alltag aus. Voll. Einfach nur voll, auch wenn ich an manchen Tagen abends nicht mehr weiß, was ich eigentlich produktives getan habe. Meine Tochter wird in knapp einem Monat zwei Jahre alt und seit genau zwei Jahren fühlt es sich immer öfter so an, als würde mein Leben nicht mehr mir gehören.
Mein Mann und ich haben uns bis wir Eltern wurden eigentlich nie wirklich gestritten. Wir waren fast immer einer Meinung. Es gab externe Umstände, die manchmal hart waren, aber die haben uns eher noch mehr zusammen geschweißt. Und dann kam unsere Tochter. Sie hat alles auf den Kopf gestellt und wir haben zum ersten Mal wirklich gemerkt, dass wir doch in anderen Kulturen aufgewachsen sind. Das fing mit kleinen Differenzen wie der Nutzung eines Schnullers, dem Verabreichen von Schmerzmitteln beim Zahnen oder auch der Ernährungswahl für Babys an. Dann wurde hin und wieder auch mal aus mehreren kleinen Differenzen, angereichert mit einer guten Portion Schlafentzug, dem dazugehörigen Chaos in der Wohnung und einfach zu wenig Zeit füreinander auch mal eine echt kantige Auseinandersetzung.
Irgendwann saßen wir nachts weit nach Mitternacht noch auf unserem Sofa, vollkommen erschöpft und haben uns angeschwiegen. Wir waren einfach nur noch müde und kaputt. In ein paar Stunden mussten wir wieder raus und zur Arbeit gehen. Dann ging der ganze Trott von vorne los. Unser Familienalltag war dabei unsere Liebe zu zerstören. Auf einem Date waren wir schon seit längerem nicht mehr.
Ganz ehrlich – ein wirklich, absolut überzeugtes, ehrliches „Ich liebe dich“ am Anfang einer Romanze reicht einfach nicht aus, damit ein Disney Happy End gesichert ist.
Ein gut gefüllter Alltag, den vermutlich alle Paare mit Kindern haben, hat es an sich, dass er tagaus tagein an der Fassade schleift, wie der Wind an einer Sandsteinformation. Irgendwann entstehen Löcher oder Risse und der ein oder andere Fels bricht auch mal zusammen. Eine Partnerschaft die allein auf Alltagserfahrungen und gelegentlichen Highlights basiert wird früher oder später zu Fall kommen. Es reicht einfach nicht aus.
Das wussten wir bereits vor Beginn unserer Beziehung. Daher war uns schon in der Kennenlernphase wichtig, dass uns mehr verband als nur Hormone und Gefühle. Zwei Dinge wollten wir als Fundament unserer Beziehung sehen, und konnten wir das nicht, war für beide von uns klar, dass unsere Freundschaft rein platonisch bleiben würde.
Jetzt magst du denken, „geht das?“; „kann man Liebe mit dem Kopf steuern?“. Vermutlich, da hast du Recht, ist es fast unmöglich tiefen Emotionen zu widerstehen, außer man hat diese eine Sache klar vor Augen!
VISION
Es war einmal ein König, der einmal einer der wohlhabendsten und einflussreichsten seiner Zeit werden sollte. Man erzählt sich, dass Gott persönlich ihm ein sehr einzigartiges Angebot machte. Er hatte einen Wunsch frei, der ihm erfüllt würde. Salomo wünschte sich Weisheit, damit er in der Lage war, sein Königreich besser zu regieren. Der Wunsch wurde im gewährt und so finden wir einige seiner aufgeschriebenen oder gesammelten Weisheiten in dem Buch der Sprüche.
Wie auch diesen: „Wo keine Vision ist, gehen Menschen zugrunde.“
Dieser Satz begleitet mich schon seit vielen Jahren und lässt sich für mich auf fast alle Bereiche meines Lebens übertragen. Denn wo keine Vision ist, plätschert ein Studium nur so dahin, wird die Berufswahl zu einer Qual, denkt man über die Konsequenzen von bestimmten Entscheidungen einfach nicht nach, lebt man im hier und jetzt, verschiebt man, was man heute tun kann auf morgen, übermorgen, über-übermorgen…
Wo keine Vision, keine Offenbarung darüber existiert, was man mit seinem Leben anfangen möchte, nimmt man einfach das, was man kriegt. Und wo keine Vision für eine Beziehung ist, plätschert auch die Liebe so dahin und geht womöglich irgendwann zugrunde.
Vision ist die Fähigkeit, mit Weisheit und Vorstellungsvermögen in die Zukunft zu blicken. Vision ist ein geistiges Bild darüber, wie die Zunkunft sein wird oder sein könnte.
Hast du dir diese Frage mal gestellt? Wohin bringt mich diese Partnerschaft? Wo führt unsere Liebe hin? Will ich dahin? Passt das zum Plan meines Lebens?
Im besten Fall hat man als Paar eine Vision, die einen vereint. Denn solch eine gemeinsame Vision gibt einer Partnerschaft die notwendige Weitsicht und Stärke, sich in den scheinbar unüberbrückbaren Momenten auf das zu besinnen, warum man sich am Anfang füreinander entschieden hatte, was einen trotz Gefühlsvakuum miteinander verbindet und wofür es sich immer wieder lohnt zusammen zu bleiben.
Auf unserer Hochzeitseinladung stand: „Liebe ist nicht nur, sich in die Augen zu schauen, sondern auch gemeinsam in eine Richtung zu blicken.“
Also, in welche gemeinsame Richtung blickt ihr? Gibt es etwas, die eine Sache, wofür ihr beide lebt und wovon ihr träumt? Habt ihr eine Vision, die über eure eigenen Bedürfnisse hinaus gehen? Ein Ziel, dass euch antreibt? Einen Traum, der eure Herzen höher schlagen lässt, eure Gedanken einnimmt und über den ihr am liebsten ständig reden würdet.
Das muss nichts weltbewegendes sein, kann es aber durchaus werden. Vielleicht habt ihr die Vision, euren Kindern das beste Fundament mitzugeben, was möglich ist und ihr wisst, dass eine dauerhafte Ehe dafür unersetzlich ist. Vielleicht teilt ihr eine Leidenschaft und plant euer eigenes Business zu gründen. Vielleicht setzt ihr euch für mehr Gleichberechtigung, weniger Intoleranz, mehr Freiheit für Menschen ein. Oder ihr wollt in eurem Zuhause einen Ort schaffen, wo Menschen sich begegnen und echte Gemeinschaft erleben.
Und dann gibt es diese Momente, da verliert man das Ziel, den Plan, die Vision aus den Augen. Man dreht sich nur noch um sich selbst. Externe negative Umstände häufen sich und man weiß einfach nicht mehr weiter. Solche Momente können eine Beziehung lähmen, ja sogar ruinieren und schließlich töten. Das Gefühl der Lähmung kenne ich. Kennen wir.
Da sich eine Vision mit der Zukunft befasst, die man leider nie ganz eindeutig vorherbestimmen kann, gibt es für uns noch eine weitere, fast wichtigere Konstante im Leben unserer Ehe.
GLAUBE
Wir glauben an Gott. Nicht irgendeinen Gott. Wir glauben an Jesus Christus. Wir beten gemeinsam, lesen die Bibel und diskutieren unsere Fragen. Wir engagieren uns in der Kirche und versuchen jeden Tag aufs neue, unseren Glauben im Alltag aktiv zu leben.
Musst du an diese eine Person glauben, damit deine Beziehung funktioniert. Nein. Dennoch glaubst du an etwas oder auch an Jemandem, nur ist dir das bisher womöglich noch nicht so bewusst gewesen.
Du hast vielleicht eine große Meinung von etwas, du bist absolut überzeugt von einer Sache oder du würdest einer bestimmten Person dein Leben blind anvertrauen. In jedem dieser Fälle besitzt du einen festen Glauben. Dein Glaube an etwas oder an Jemanden formt nicht nur dein Wertesystem, sondern bildet auch die Grundlage vieler Entscheidungen, die du triffst.
Ich gebe dir ein paar Beispiele. Fitness. Fashion. Musik. Fußball. Veganes Essen. Geld. Gerechtigkeit. Ein Celebrity. Macht. Wissen. Sex. Yoga. Unabhängigkeit. Reisen. Familie. Gott.
Eine oder mehrere Dinge oder auch Menschen haben in deinem Leben einen sehr sehr hohen Stellenwert. Sie beeinflussen bewusst aber auch unbewusst deine alltäglichen Handlungen. Sie prägen deine Meinungsbildung und sie bestimmen, wie du mit deinen Ressourcen – Zeit & Geld – umgehst.
Ich denke du kannst dir vorstellen, wie überaus schwierig es für eine Partnerschaft sein kann, wenn unterschiedliche Werte miteinander konkurrieren, kollidieren oder erst gar keinen gemeinsamen Nenner finden.
Der eine geht jeden Tag ins Fitnessstudio, der andere gibt Geld für Kaffee, Fast Food und Zigaretten aus. Der eine tanzt auf jeder Party, der andere will am liebsten in die Berge ziehen. Der eine grölt am Wochenende Fußballhymnen, der andere geht lieber ins Theater. Der eine will die Welt retten, der andere zockt tagelang an der Xbox. Alles etwas überzogene Beispiele, aber ich denke du verstehst, was ich damit andeuten will.
Vielleicht setzt du dich mal hin und schreibst deine Kernwerte, die Dinge oder Personen an die du glaubst und die deine Meinung prägen und deine Entscheidungen maßgeblich beeinflussen, auf. Und dann vergleich sie mit denen deines Partners.
Vision und Glaube gehen immer Hand in Hand. Deine Vision hat deine Zukunft im Fokus. Dein Glaube beeinflusst nachhaltig die Handlungen deines Alltags, die wiederum zu deiner Zukunft führen.
Mein Mann und ich haben eine vereinende Vision für unser Leben und teilen den gleichen Glauben. Nichtsdestotrotz kommen auch wir manchmal an unsere Grenzen, vertagen einen Streit, weil wir ihn nicht sofort lösen können und schlafen mit Frust im Magen ein. Wir wissen aber auch, dass unser Leben nicht nur uns allein gehört. Und wenn wir das vergessen oder ausgeblendet haben, dann erinnern wir einander liebevoll daran, dass es uns doch eigentlich um mehr geht als nur um uns selbst.
In diesem Sinne – “Einen guten Tag die Herrschaften.”
Quelle: http://undderschuhpasstdoch.de/