fremde neue Welt …

13. Dezember 2023 — 14 Min Lesedauer

Das Eingeben von „fremde neue Welt“ in eine Suchmaschine führte mich zunächst zu der kürzlich erschienenen Science-Fiction-Serie „Strange New Worlds“ von Star Trek. In gewisser Weise ist das Star Trek-Universum das Gegenstück von dem, was Carl R. Trueman in seinem Buch beschreibt, nämlich nicht das Eröffnen einer fiktiven Welt unendlicher Weiten, sondern das Klären und Erhellen der realen Wirklichkeit, die einem aus der Perspektive früherer Generationen wie Science-Fiction vorkommen kann.

Carl R. Trueman, Professor für Bibel- und Religionswissenschaften am Grove City College in Pennsylvania (USA) und zuvor Professor für Kirchen- und Theologiegeschichte am Westminster Theological Seminary, legte 2020 ein vielbeachtetes Buch vor, welches 2022 auch in deutscher Sprache erschien: Der Siegeszug des modernen Selbst: Kulturelle Amnesie, expressiver Individualismus und der Weg zur sexuellen Revolution (Verbum Medien, 2022). Völlig zu Recht wird dieses Buch u.a. auch von der renommierten deutschen Professorin für Religionsphilosophie und vergleichende Religionswissenschaft der TU Dresden, Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, mit diesen Worten gelobt: „Das Buch ist eine Augenöffnung – somit ein großer Dienst in verwirrten Zeiten.“

Diese Einführung ist wichtig, um das vorliegende Buch Fremde neue Welt richtig einordnen zu können, denn es beruht auf der zuerst erschienen, rund 500 Seiten starken Studie. Aufgrund des Umfangs und des hohen Anspruchs wurde Trueman gebeten, das Ergebnis weiteren Lesern erneut auf „kürzere und (hoffentlich) zugänglichere Weise“ (S. 18) zugänglich zu machen. Das Fazit vorweg: Meiner Ansicht nach ist ihm dies auf beeindruckende Weise gelungen! Ich empfinde diese kürzere, teilweise zugespitztere Version für noch wirkmächtiger als sein ohnehin schon äußerst lesenswertes längeres Werk.

Was ist der Anlass?

Veränderungen hat es immer schon gegeben. Architektur, Kunst, Mode, politische und ökonomische Vorstellungen unterliegen jederzeit Bewegungen. Was sich jedoch innerhalb der vergangenen Jahrzehnte abgespielt hat und weiterhin abspielt, ist kein natürlicher Veränderungsprozess, sondern eine Revolution. Diese hat sich so geschickt vollzogen, dass die meisten Menschen sie sehr viel später – an den Auswirkungen des Kulturkampfes am Esstisch, am Arbeitsplatz oder bei Familientreffen – wahrnehmen, also erst dann, wenn die Revolution bereits vollzogen ist. „Willkommen in dieser fremden neuen Welt! Vielleicht gefällt sie Ihnen nicht. Aber Sie leben in dieser Welt und deshalb ist es wichtig, dass Sie versuchen, sie zu verstehen“ (S. 24).

Die revolutionären Umwälzungen im sexualethischen Bereich hin zur LGBTIQ+-Bewegung seit den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts sind für Trueman lediglich die sichtbaren Auswirkungen eines viel tiefgreifenderen Prozesses, den es zu verstehen gilt. Nur wer die Wurzel versteht, kann auch überlegen, wie angemessen darauf zu reagieren ist. Daher untersucht Trueman den Begriff des „Selbst“, des „Ich als Individuum“. Biblisch gesprochen geht er damit der Frage von König David aus Psalm 8,5 nach: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ Trueman stellt fest:

„Das moderne Selbst geht von der Autorität innerer Gefühle aus und definiert Authentizität als die Fähigkeit, diesen Gefühlen gesellschaftlichen Ausdruck zu verleihen … Ein solches Selbst wird durch das bestimmt, was man expressiven Individualismus nennt.“ (S. 26)

Die Geschichte der Revolution

In den folgenden Kapiteln zeichnet er die Geschichte dieser Revolution nach, die schließlich zu einer ganz neuen – aus historischer Perspektive zu einer fremden neuen – Welt geführt hat. Trueman führt dabei als Symbol dieser neuen Welt den Transgenderismus an:

„Der Satz ‚Ich bin eine Frau, die in einem Männerkörper gefangen ist‘ wäre für meinen Großvater Unsinn gewesen. Hätte ein Patient dies in der Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem Arzt gesagt, hätte dieser mit ziemlicher Sicherheit geantwortet, dass er ein psychiatrisches Problem habe und eine Therapie brauche, um seine Gefühle mit seinem physischen Körper in Einklang zu bringen.“ (S. 39)

Für eine solche Aussage würden dem Arzt heute rechtliche und gesellschaftliche Konsequenzen drohen.

Carl R. Trueman, Fremde neue Welt: Wie revolutionäre Denker Identität und Sexualität verstehen,
Bad Oeynhausen: Verbum Medien, 2023, 254 Seiten, 16,90 EUR.
Das Buch kann direkt beim Verlag bestellt werden

 

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22.11.1963

22. November 1963: Todestag von Kennedy, Lewis und Huxley

Heute vor 60 Jahren Am 22. November 1963 starben C.S. Lewis, Aldous Huxley und J.F. Kennedy. Drei Männer von Weltbedeutung; sie vertraten drei Weltbilder, die unsere Gesellschaft bis heute prägen:
  • Kennedy: Der westliche Humanismus
  • Huxley: Der östliche Mystizismus
  • Lewis: Der christliche Glaube

Der kath. Autor Peter Kreeft hatte seinerzeit (1982) darüber ein Buch verfasst: “Zwischen Himmel und Hölle. John F. Kennedy – C.S. Lewis – Aldous Huxley. Ein Gespräch irgendwo nach ihrem Tod” (dt. Brunnen-Verlag).

Schreibanlass und Form

1963 starben innerhalb weniger Stunden C. S. Lewis, John F. Kennedy und Aldous Huxley. Alle drei glaubten auf verschiedene Weise, dass der Tod nicht das Ende des menschlichen Lebens sei. Erster vertrat den biblischen Theismus, zweiter den modernen westlichen Humanismus, dritter den östlichen Pantheismus. Das Buch basiert auf der Annahme, dass sie Recht hatten und sich nach dem Tod begegnet sind. Wie wäre wohl eine Unterhaltung verlaufen? Das Ziel des Gesprächs ist nicht in erster Linie historische Genauigkeit, sondern die inhaltliche Auseinandersetzung mit Argumenten und Schlussfolgerungen. Um was geht es? „Der Dialog kreist um das Zentrum, den Angelpunkt unserer Geschichte: die Person, die Identität Jesu.“ (5) In der ersten Hälfte argumentiert der souverän dargestellte Lewis mit Kennedy, im zweiten mit Huxley.

Exzellente Kulturanalyse, schwache Eschatologie

Eine Anmerkung zum Rahmen ist notwendig. Kreeft stellt das Gespräch ohne zu zögern als Aufenthaltsort im Fegefeuer dar. Er lässt Lewis sagen, dies sei „eine Art heilender Korrektur unseres irdischen Lebens“ (16-17). Am Schluss erscheint ein grosses Licht für alle (103). Aufgrund der katholischen Lehre des Fegefeuers und des inklusivistischen Heilsverständnisses ist diese Darstellung möglich. Ich bin jedoch überzeugt, dass beide Punkte entgegen dem biblischen Zeugnis stehen. Ich frage mich, was letztlich die Absicht Kreefts ist. Ich vermute, dass er eher gegen den Modernismus redet, als das biblische Evangelium zu verkündigen (obwohl ich ihm zweites keineswegs absprechen kann). „Die logischen Argumente sprechen so klar gegen die Modernisten, dass man sich fragt, wieso sie solch einem Unsinn glauben konnten.“ (101) Ich betrachte den Hauptgewinn der Auseinandersetzung mit Kreeft in seiner exzellenten Kulturanalyse. Er setzt sich sauber mit den Argumenten auseinander und entwickelt meisterhaft Gegenargumente.

Zehn Argumente

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Rolle rückwärts: Familie und Beruf …

„Ich steig wieder aus!“ Über die Vereinbarkeit von Job und Familie

Seit 15 Monaten sind wir glückliche Großeltern … – gestern hat mich meine Frau auf einen Artikel in der Zeitschrift ELTERN vom 11.11.2013 hingewiesen: er trägt die o.g. Überschrift. Darin beschreibt die Verfasserin Pauline Fröhlich die objektiven Spannungen in dem Versuch Familie und Job zusammen zu bringen und warum sie selber wieder ausgestiegen ist.

  • “Rolle rückwärts” deswegen, weil es sich in unserer Anfangszeit als Familie anders anfühlte, als wir uns sehr bewusst für dieses traditionelle Familienmodell entschieden …

Aber hier ein Auszug:


Über den Wiedereinstieg in den Job reden alle. Unsere Autorin Pauline Fröhlich redet über ihren Wiederausstieg.

“Wir haben uns für Sie entschieden! Glückwunsch!”

Ich hatte ihn tatsächlich – einen Job als Online-Redakteurin für 25 Stunden in Festanstellung. Teilzeitstellen sind im Journalismus Mangelware, eine zu ergattern ist beinahe wie ein Sechser im Lotto. Seit dem Ende der zweiten Elternzeit für meine Tochter hatte ich frei gearbeitet. Das große Plus: Flexibilität bei kranken Kindern, Freiräume für die Urlaubsplanung und immer da, wenn der Paket-Mann klingelt. Großes Minus: unsichere Auftragslage, kein Büro-Smalltalk, abgeschnitten von Karrierechancen.

Als ich die Zusage für die Stelle bekam, jubelte ich: „Yes! Läuft!“ Meine Tochter sah mich fragend an, und ich erklärte ihr mit klopfendem Herzen und ziemlich stolz, dass ich bald wieder in einem Büro in Hamburg arbeiten würde. „Und wer holt mich dann von der Schule ab?“, wollte sie wissen. „Ja, gute Frage, mein Schatz“, dachte ich.
Die Antwort fanden mein Mann und ich in einer Kombination aus Ganztagsschulbetreuung und Babysitterin für unseren Sohn (damals neun) und unsere Tochter (damals sechs). Damit ich an einem Tag in der Woche voll in der Redaktion arbeiten konnte, kam mein Mann montags früher nach Hause. Alles fein soweit.

Das erste Jahr trug mich die Euphorie. Dann wurde es schwerer.

Das erste Jahr trug mich – trug uns – die Euphorie. Alles machbar, alles eine Frage der Organisation. Toller Job, tolle Kollegen, endlich wieder mittendrin. Dann wurde es schwerer. Unser Leben war klammheimlich zu einem Marathon geworden. Unsere Familie durchgetaktet, Mutter, Vater, Kinder gestresst, quengelig, erschöpft. Erste Zweifel schlichen sich ein: Was tue ich hier? Ich hetze durch den Tag, treibe die Kinder an. Nur nicht zu spät kommen, allen zeigen, dass Mama das mit links macht. Schnell noch eine Waschmaschine füllen, sonst hat der Große übermorgen keine sauberen Sportsachen. Immer vorausdenken, planen, organisieren. Keine Zeit zum Kuscheln, Spielen, Einfach-nur-da-Sein.

„Und, wie läuft der Job?“, will meine Vollzeit berufstätige Freundin wissen. „Klasse! Alles fein“, lüge ich sie an. „Und wie machen die Kinder das mit?“, erkundigt sich die Mutter von zwei glücklichen Kita-Kindern. „Ganz gut“, weiche ich aus und verschweige, dass unsere Tochter häufig morgens Bauchschmerzen hat, wenn sie an den Hort denkt und unser nun elfjähriger Sohn in der weiterführenden Schule Probleme. Ich traue mich nicht, zu erzählen, dass ich meine Kinder vermisse, wenn ich lange arbeite. Ich verschweige das Gefühl, nicht mehr nah genug bei ihnen zu sein, ihnen nicht genug zuzuhören, weil gleich der Bus fährt oder mir die Augen zufallen, wenn mein Sohn abends von seinem Tag erzählt. Und ich verschweige, dass ich traurig bin, wenn ich beim Aufräumen Spiele finde, die wir noch nie mit unseren Kindern gespielt haben, weil keiner die Ruhe hatte, sich die Spielanleitung durchzulesen.

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B. Lange, “Was uns in der Zukunft erwartet”

Allgäuer Glaubenskonferenz 2023 (Memmingen, 01.11.2023)

  1. Deine Zukunft in dieser Welt – warum die Jugendzeit so wichtig ist (Benjamin Lange)

2. Meine Zukunft beim Umbruch der Welten – Leben im Blick auf die Wiederkunft Christi (Benjamin Lange)

3. Meine Zukunft in der neuen Welt – Was uns einmal erwartet (Benjamin Lange)

Referent

Dr. Dr. Benjamin Lange

Benjamin Lange hat Musik, Mathematik und Theologie studiert und in Mathematik und Theologie promoviert. Er arbeitet als Bibellehrer an der Bibelschule Brake und bei der Stiftung der Brüdergemeinden. Außerdem ist er als Buchautor und Mitglied der Elberfelder Bibelkommission aktiv.

Er betreibt die Webseite www.diebibelverstehen.de; im Oktober 2021 lehrte B. Lange im H3 über ‘Heilsgeschichte

 

Vorträge

Thema: Was uns in der Zukunft erwartet

  1. Meine Zukunft in dieser Welt – warum die Jugendzeit so wichtig ist
  2. Meine Zukunft beim Umbruch der Welten – Leben im Blick auf die Wiederkunft Christi
  3. Meine Zukunft in der neuen Welt – Was uns einmal erwartet

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Gaza – 7. Oktober

Nicht immer stimme ich Dr. Johannes Hartl in allem zu (vgl. meinen Beitrag zur MEHR 2018 bzgl. seiner kath. Lehre). Aber hier möchte ich ausdrücklich feststellen, dass er den Ton bzgl. Israel wirklich gut und kompetent getroffen hat (bei nur 4 Tagen Abstand zum schrecklichen Geschehen vom 07.10.2023). Die 612.653 Aufrufe innerhalb +4 Wochen sprechen für sich. In einem weiteren Video vom 25.10.2023 erklärt J. Hartl warum die Kommentare deaktiviert wurden …
Als Ergänzung empfehle ich den kurzen Vortrag von Dr. Roger Liebi vom 18.10.2023. Der ebenfalls in knapp 4 Wochen 396.527 Aufrufe erhielt. Und auch hier musste am 09.11.2023 ausführlicher nachgelegt werden, weil das kurze statement offensichtlich viel kritische Rückfragen erhalten hatte …

 

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Wie ein atheistischer Schwulenaktivist Jesus fand

David Bennett

hat auf dem Studientag des Netzwerks Bibel und Bekenntnis am 23.09.2023 in Schwäbisch Gmünd den hier zu hörenden Vortrag zu diesem Thema gehalten. Seine Botschaft ist eine Herausforderung an die Christen und ihre Gemeinden. Das rettende Evangelium von Jesus Christus gilt allen Menschen. Jesus ist maximal inklusiv. Das müssen Christen verkünden und leben. Aber die Gnade Gottes in Jesus ist kein Freibrief zum Sündigen. David Bennett steht zu Gottes klarem Gebot: Praktizierte Sexualität ist für die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau bestimmt. Praktizierter Sex außerhalb der Ehe ist Sünde – egal ob hetero- oder homosexuell. Inklusivität und Heiligkeit – das sind die beiden Pole des Evangeliums. David Bennett ist von großer Liebe zu den Menschen der LGBTQi+ Bewegung bestimmt. Er selbst folgt Jesus und empfindet weiterhin gleichgeschlechtliche Anziehung. Er lebt enthaltsam. Seine Stimme ist im deutschsprachigen Raum sehr wichtig. Die Ablehnung der Position, dass praktizierte Homosexualität dem Willen Gottes entspreche und eine Schöpfungsvariante sei, ist die eine Sache. Wichtiger ist, dass David Bennett zu einem Wandel der Einstellungen und Verhaltensweisen in christlichen Gemeinden herausfordert und anleitet. Wir präsentieren seinen Vortrag hier in der Hoffnung, dass er zu diesem Wandel beiträgt.

Dr. David Bennett, geboren 1989 in Sydney, Australien, studierte Politikwissenschaften u.a. in Straßburg, Frankreich, Theologie an der St. Andrews Universität, Schottland, und wurde in Oxford, England, in Theologie promoviert. Er ist Forschungsassistent der Fakultät für Theologie und Religion der Universität Oxford. Sein Übersetzer ist Manfred Schmidt, Fürth.

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Grenzen der Einheit

Artikel von Dr. Markus Till (27.08.2023), zum Gespräch von Thorsten Dietz und Stephanus Schäl in “Aufatmen”:

Grenzen der Einheit? Einheit ohne Grenzen?

Wie gelingt Einheit in Vielfalt? Das ist zweifellos eine Schlüsselfrage für die evangelikale Bewegung in Deutschland. In einer Serie von Artikeln haben Thorsten Dietz und Stephanus Schäl über diese Frage gesprochen.[1] Beide sind einflussreich im allianzevangelikalen Umfeld.[2] In welche Richtung denken sie? Kann man manches auch anders sehen? Gibt es fehlende Aspekte? Ein Beitrag zu einer Diskussion, die dringender denn je geführt werden muss.

Warum tun wir uns so schwer mit der Einheit, für die Jesus doch so intensiv gebetet hat? Zurecht weisen Schäl und Dietz darauf hin: Es sind allzuoft ganz menschliche Abgründe, die unsere Einheit untergraben. Wenn Machtstreben sich verbindet mit der Unfähigkeit, zwischen biblischer Aussage und eigener Bibelauslegung zu unterscheiden, dann kann Einheit nicht gelingen. Zudem betonen beide: Durch unsere Zugehörigkeit zu Christus sei Einheit ja schon Realität. Wir gehören zur gleichen Familie, egal ob wir uns lieben oder streiten. Deshalb sollten wir doch miteinander statt übereinander reden, Vorurteile und „Lagerdenken“ vermeiden, vom Kampf- in den Dialogmodus wechseln und stets die Begrenztheit der eigenen Perspektive im Blick behalten. Wenig hilfreich sei es, zwischen „innen” und „außen” bzw. zwischen „uns” und „ihnen” zu unterscheiden. Wir sollten Einheit nicht zerreden, sondern sie lieber erfahrbar werden lassen im Einsatz für gemeinsame Ziele und die gemeinsame Sendung der Kirche.

Ein fehlender Aspekt: Zurückweisung von falscher Lehre

All das lässt sich biblisch gut begründen. Allerdings findet man im Neuen Testament einen weiteren Aspekt zum Thema Einheit, der in der Artikelserie fehlt: Die notwendige Zurückweisung falscher Lehre. In den 7 Sendschreiben der Offenbarung nimmt dieses Thema sogar den größten Raum ein. Einige Briefe im NT (insbesondere der Judasbrief) sind regelrechte Streitschriften gegen falsche Lehre. Das „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat“ (Römer 15, 7) steht im Neuen Testament durchgängig auf dem Fundament der apostolischen Lehre als einer verbindlichen gemeinsamen Grundlage:

„Ich bitte euch aber, Brüder, nehmt euch vor denen in Acht, die von der Lehre abweichen, wie ihr sie gelernt habt! Sie rufen nur Spaltungen hervor und bringen den Glauben der Geschwister in Gefahr. Geht ihnen aus dem Weg!“ (Römer 16, 17)

Falsche Lehre wird von Paulus also ausdrücklich als Spaltungsursache benannt. Auch deshalb findet er so harte Worte, wenn am Evangelium etwas verändert wird (Galater 1, 8+9). Und er scheut sich nicht, für die Verteidigung des Evangeliums auch übereinander zu reden (zum Beispiel über die Verfehlungen von Petrus in Galater 2, 11-14).

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