Dieses Foto ist ein Ausschnitt vom Fragment eines Jüngsten Gerichts, von dem angenommen wird, dass es von einem Nachfolger von Hieronymus Bosch stammt. Ich fotografierte es im März 2011 in der Alten Pinakothek in München.
Derzeit ist es nicht dort zu sehen.
Kürzlich gedachte man des Todesdatums von Hieronymus Bosch vor 500 Jahren. Wen seine Gemälde beeindrucken, wird vielleicht ebenso sehr von seiner Epoche fasziniert sein.
Im Jahr 1516 zählt Luther 33 Jahre und Kopernikus 43. Ein halbes Jahrhundert zuvor fiel Konstantinopel an das Osmanische Reich, nun wendet es sich gegen Europa und bald stehen die Türken vor Wien. Es ist der Beginn des 16. Jahrhunderts, das Zeitalter der reformatorischen und der kopernikanischen Wende. Diese Umbrüche haben die ganze Welt umgestaltet, ähnlich der Entdeckung Amerikas und der Erfindung des Buchdrucks wenige Jahrzehnte zuvor, noch zu Lebzeiten Hieronymus‘. Niemand hat es posaunen gehört und es ging kein Ruf durch die Straßen „Eine neue Zeit hat begonnen!“. Die Feststellung, dass ein großer Wandel stattfand, folgte Jahrhunderte später.
Wer glaubt heute nicht an das heliozentrische Weltbild, dass die Erde die Sonne umkreist und nicht umgekehrt? Warum denn glauben – ist es nicht bewiesen? Tja nun! Wer kann erklären, warum Kopernikus und nicht Ptolemäus recht hatte, warum die Reformation und nicht die Tradition? Manche gehen so weit, zu behaupten, der Durchschnittsmensch könne keinen einzigen Grund für diese Überzeugungen nennen, deren Mehrzahl einzig und allein auf Autoritäten basiert. George Orwell begann einen Essay mit der einfacheren Frage: Just why do we believe that the earth is round? I am not speaking of the few thousand astronomers, geographers and so forth who could give ocular proof, or have a theoretical knowledge of the proof, but of the ordinary newspaper-reading citizen, such as you or me. (1)
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